Heißes Eisen: Frauen als Pastorinnen?

Bereits vor knapp 100 Jahren schrieb Theodor Böhmerle: „Die Frauenfrage ist eine der großen Anfangsfragen der Menschheit, eine der Grundfragen des Zeitlichkeitsverlaufs und eine der entscheidenden Endzeitfragen, an denen sich die Geschichte der Menschheit vollendet“. Und im 20. Jahrhundert hat sich eine der größten Veränderungen ereignet, die Veränderung der Rollen von Mann und Frau. Friedhelm Jung, Professor für systematische Theologie am Southwestern Baptist Theological Seminary in Fort Worth und Dozent am Bibelseminar Bonn, geht in „Frauen als Pastorinnen“ dieser spannungsgeladenen Fragestellung nach.

Das Buch ist Bestandteil der Edition BSB und wird vom Bibelseminar Bonn (BSB) herausgegeben. Mit der Veröffentlichung in Buchform werden Forschungsergebnisse der Dozenten so einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht, um so der christlichen Gemeinde im deutschsprachigen Raum zu dienen.

Nach einer kurzen Einführung beginnt Jung im ersten Teil die Stellung der christlichen Frau in der Gemeinde zu beleuchten. Der Leser erhält zunächst einmal einen kirchengeschichtlichen Überblick, bevor sich der Verfasser der Frage der Frauenordination aus verschiedenen Blickwinkeln widmet. Ein Grundsatz wird dabei deutlich: „Die christliche Theologie begründet ihre Überzeugungen mit der Bibel. Da die Bibel aber nach einmütiger Ansicht der bisherigen Auslegung keine Pastorinnen zulässt, musste eine Neuinterpretation jener Bibelstellen einsetzen, die den Frauen das Predigen untersagen“. Der Autor setzt sich mit den relevanten Bibelstellen auseinander und beleuchtet Aspekte der Gegenseite, um dann festzuhalten, dass Frauen weder für den Predigtdienst noch als Gemeindeälteste vom biblischen Befund her in Frage kommen. „Die Bibel lehrt die Gleichwertigkeit der Frau […] Gott schuf sie als Hilfe und Ergänzung für den Mann, weshalb keine Gleichartigkeit von Mann und Frau vorliegt […]Ebenso liegt keine Gleichrangigkeit vor und […] Weil Gott die Frau dem Mann unterstellt hat, gibt es keine Gleichberechtigung von Frau und Mann“.  Lobenswert ist, dass Jung hier nicht nur beim Verbot stehen bleibt, sondern Frauen Dienstbereiche in der Gemeinde aufzeigt, die die Bibel ihnen klar zuschreibt.

Im zweiten Teil der Ausarbeitung widmet sich der Autor nun der Stellung der christlichen Frau in der Gesellschaft, denn wenn schon die Pastoralfrage ein „Spaltpilz der Christenheit“ ist, wie viel mehr dann die gesellschaftliche Rolle.  Hier ermutigt Jung Christinnen gemäß der Bibel zu leben und sich nicht vom Zeitgeist einlullen zu lassen.

Die Ausführungen sind klar und präzise. Jung liegt es sehr daran, Gottes Wort sprechen zu lassen und nicht den Argumenten des Zeitgeistes zu viel Beachtung zu schenken. Aufgrund seiner Kürze ist das Büchlein eine gute Grundlagenlektüre für dieses heiße Eisen, das nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in den christlichen Gemeinden für Furore sorgt.

Die klaren Ausführungen des Autors und die bibelbasierte Argumentation machen das Buch zu einem guten Ratgeber in dieser emotionalen Fragestellung. Zum Kauf wird geraten, wenn man sich mit dieser Thematik, ob nun privat oder in der Verantwortung der Gemeindeleitung auseinandersetzen möchte bzw. muss.