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Studienführer Altes Testament

Bibelkunde ist spannend, aufregend und erhellend. Nicht umsonst ist das Buch der Bücher weltweit Nummer 1 in der Verkaufsliste. Doch so manches Mal gibt es Passagen, die schwer verständlich sind. Ulrich Wilckens, Bischof des Sprengels Holstein-Lübeck i. R. und evangelischer Theologieprofessoren, möchte auf der Zielgeraden seines Lebens mit „Studienführer Altes Testament“ dem Leser seine Erkenntnisse überreichen.

 

Vorneweg sei gesagt, dass Wilckens zwar die historisch-kritische Bibelauslegung durchaus differenziert betrachtet, ihr aber nicht komplett entsagt. Vielmehr meint er sie habe ihre Berechtigung, ginge aber an manchen Stellen zu weit. „Dass die pietistischen Exegeten des 19. Jahrhunderts für die Echtheit der biblischen Verfasser eintraten, nennt Wilckens einen „theologischen Denkfehler“, so Dr. D. Facius. Und schon im Vorwort äußert Roland Werner: „In Einzelfragen kann und wird man vielleicht zu anderen Urteilen kommen als der Autor dieses Buches, Ulrich Wilckens. Manche Aussagen zu Verfasserschaft und Datierung der einzelnen alttestamentlichen Bücher sind sicher noch einmal zu diskutieren.“

 

Mit diesem Wissen im Hinterkopf kann sich nun an den Studienführer herangewagt werden, der „die Mitte, den roten Faden, im Namen Gottes findet, diesem heiligsten Gut Israels“. Wilckens entdeckt „in diesem Namen als Ursprung, Mitte und Ziel des Glaubens Israels auch die Brücke zum Neuen Testament, zur Gottesoffenbarung in Jesus“. „Diese innere Mitte des ersten Testaments ist die Offenbarung Gottes in seinem Namen. Er ist der Name, der bleibt, wenn alles vergeht, und in dem allein das Heil ist“. Was genau versteht Wilckens darunter?

  • Erstens: Gott ist der einzig-eine Gott, der nur dort zu erkennen ist, wo seine wesenhafte Unterschiedenheit von allen anderen Gottheiten erfahren und in gläubigem Gehorsam anerkannt wird.
  • Zweitens: Dieser Gott hat Israel als sein eigenes Volk erwählt und ist immer für es da. Was von Gott gilt, gilt darum entsprechend für sein Volk: Als das eine Volk des einen Gottes unterscheidet es sich von allen anderen Völkern. Gott selbst ist die Verbundenheit mit seinem Volk so wichtig, dass Er selbst mit seinem ganzen ICH für Israel da ist.
  • Drittens: Gott vertieft nach dem Bundesbruch seinen Namen, indem er Israel vergibt und so seinen berechtigten „Zorn“ über dessen Bundesbruch durch seine Gnade überwindet. Die Aufhebung seines Zorns und dessen Überwindung durch seine Barmherzigkeit ist also ein Widerspruch in Gott selbst – und nur als absolutes Wunder zu erfahren, das für Menschen ungreifbar ist -, und zwar als das Urwunder, das im Namen Gottes von Exodus 34,6 als seiner Selbstoffenbarung ausgesprochen ist.

Mit diesem Verständnis und dieser Blickrichtung zeigt sich in ganz überraschender Weise ein neuer Weg durch sämtliche Schriften des Alten Testaments. Denn dieser Weg führt ohne Umschweife in die Mitte des Neuen Testaments. „Die Christus-Predigt der Apostel macht der gesamten Menschheit dieses Urwunder des Sieges Gottes kund: In Jesus hat sich der Name von Exodus 34,6f in geschichtlicher Wirklichkeit erfüllt“. In seiner Kommentierung bespricht er zunächst die Geschichtsbücher, danach die Psalmen und Lehrschriften, um abschließend die Prophetenbücher zu erklären. Als Bibelübersetzung wurde die Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift aus dem Jahre 1980 verwendet. Wilckens ökumenischer Geist zeigt sich nicht nur in der Verwendung der katholischen Übersetzung, sondern auch in der Kommentierung der Apokryphen, die in der römisch-katholischen Kirche zum Kanon – entgegen der protestantischen Sicht – gehören. So kommentiert Wilckens also alle 39 Bücher des Alten Testamentes und die Apokryphen! Dabei fasst er gewisse Texteinheiten zusammen und nimmt den Blick auf die historische Wirklichkeit Gottes in seinen Fokus.

 

Das Buch eignet sich sowohl für Bibeleinsteiger als auch Bibelkenner. Einerseits hilft es den Blick auf Jesus zu richten, andererseits wird es gewonnene Erkenntnisse in neuem Licht erscheinen lassen. Optimal wäre es, wenn „Bibelerkenntnis, Wissenschaft und Forschung, wenn sie das sind, was sie sein sollen, offen und korrekturfähig bleiben“.

 

Wilckens Sprache ist verständlich, malerisch schön und bildgewaltig. Die Ehrfurcht vor dem Gott der Bibel ist anzumerken, wenn auch hier und da Erkenntnisse anderweitig ausgelegt werden sollten. Doch „hier wird die theologische Einheit zwischen dem Alten und Neuen Testament als derjenigen einer Heiligen Schrift sichtbar“. Deshalb ist der Studienführer eine Ergänzung, um den Blick auf das erste Testament zu richten und dieses von Jesus her zu lesen und so den Namen Gottes in Person zu entdecken. 

 

Hier geht es zur Leseprobe.


Das Buch: 

  • Wilckens, U. (2015): Studienführer Altes Testament, fontis Verlag, 320 Seiten, ISBN: 978-3-03848-056-3, Preis: 16,99€

erhältst du im Buchhandel oder direkt hier.

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