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Mehr!

Sommer, Sonne und Strand. Die Kinderstimme reißt uns jäh aus der Ruhe heraus: „Mehr!“ Kennen Sie diese Erlebnisse. Genauso wie ein kleines Kind die Kühle und den Geschmack von Eis liebt, so sollten Jesusnachfolger sich nicht nur mit einem Bisschen an Nachfolge zufrieden geben. Friedemann Büttel, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, greift in „Mehr!“ Aspekte der Nachfolge auf, damit aus der Theorie gelebte Glaubenspraxis wird.

 

Peter Zimmerling betont im Vorwort, dass das Buchthema im „Main-stream-Protestantismus nur selten theologisch bedacht und noch weniger in landeskirchlichen Gemeinden gelehrt und gelebt wird“. Die Austrittszahlen der Großkirchen bestätigen diese Ansicht. Von daher kann es wohl nicht genug Bücher zum Thema Jesusnachfolge geben. „Über dieses Thema kann gar nicht oft genug geschrieben, gesprochen und diskutiert werden“, so Büttel.

 

Und dies ist dem Autor gelungen, denn er legt ein Buch vor das zeigt, wie Nachfolge Jesu Christi konkret im Hier und Heute gelebt werden kann. Ihm gelingt es dabei „eine Bestandsaufnahme der Inhalte des christlichen Glaubens mit ihren Konsequenzen für die gelebte Nachfolge kunstvoll miteinander zu verweben, damit sich ein gangbarer Weg in die Zukunft eröffnet“.

 

Dem Verfasser zufolge ist ein Jünger Jesu – also ein Follower – nicht jemand, der einer christlichen Glaubensgemeinschaft angehört und nur Predigten hört, sondern das Gehörte dann auch in seinem Alltag auslebt und umsetzt. Jesus Christus ist der Dreh- und Nagelpunkt in allen Lebensbereichen und nicht nur sonntagmorgens.

 

Dazu beschreibt Büttel im ersten Kapitel, was er unter dem „Mehr“ des Glaubens und der Nachfolge versteht. Schlagwörter sind hierbei Erkennen und Hingabe. „Glaube bzw. Christsein ist also seinem Wesen nach Beziehung, Beziehung zu Jesus Christus“.

Anschließend verändert er die Perspektive des Lesers, indem er vom Irdischen auf Himmlisches blickt. „Von den ersten Seiten der Bibel an lässt sich förmlich mit Händen greifen, dass der Himmel, also die Welt Gottes, der unsichtbare Hintergrund ist, auf dem sich die Geschichte und Geschichten vollziehen“.

Kern der Nachfolge ist dabei die Siegesbotschaft des Evangeliums. Den Ausführungen zu der Frage, wie bekommen wir Zugang zu dieser neuen Wirklichkeit, ist nicht vollumfänglich zuzustimmen, da aus Sicht des Rezensenten die Taufe keine Heilsfunktion, sondern einen Gehorsamsschritt beinhaltet. Zuerst kommt der Glaube und danach folgt die Taufe, in der der Gläubige bezeugt, mit Christus gestorben und auferstanden zu sein (vgl. Röm. 6).

Mit dem Kapitel „Verwandlung“ zeigt Büttel auf, wozu die Einheit mit Christus befähigt. Dem Appell gemäß unserer Bestimmung, für die wir geschaffen wurden, zu leben, kann nur von Herzen zugestimmt werden. Dieses Kapitel beleuchtet praktische Aspekte des Bleibens in Jesu.

Nachdem Büttel in den ersten Kapiteln mehr den persönlichen Blickwinkel eingenommen hat, geht er in dem folgenden Kapitel verstärkter auf die Institution ein. Denn es ist nicht nur der Einzelne gefragt, sondern das Kollektiv der Gläubigen. Und so liegt es dem Autor am Herzen, dass man miteinander lebt, einander prägt und zum Leben hilft. Kirche ist eine Lerngemeinschaft mit einer klaren Mission: Jünger machen.

Mit dem letzten Kapitel wird das Unterwegssein zum Gegenstand der Betrachtung. Gemeindeleben besteht aus Gottesdiensten, die sich reflektieren und am Kern des Evangeliums, Jesus Christus, ausrichten. So formuliert Büttel konkrete Weichenstellungen, um einen Bewusstseinswandel bei den Leitenden der Kirche zu fördern. Die „neun unverzichtbaren Merkmale“ können hier als Startschuss angesehen werden. Betonte Kapitel 4 die Verwandlung des Einzelnen, so ist Kapitel 6 der praktische Aspekt des Unterwegsseins für die Gesamtheit der Gläubigen. Schließlich ist der „Leib Christi“ ein Organismus und besteht nicht aus Einzelkämpfern.

 

Das Buch will gelesen, aber auch durchdacht werden. Es ist eine Lektüre, die sich vor allem an Menschen aus landeskirchlichen Gemeinschaften richtet, die vom „Aussterben“ bzw. „Gemeindeschwund“ bedroht sind. Ebenso wird es leitenden Personen ans Herz gelegt, damit der Schritt aus der Tradition gelingen kann. Schlussendlich dreht sich im Kern des Glaubens alles um Jesus Christus und weniger um das Bekenntnis. Gleichzeitig empfiehlt sich die Lektüre jedem Christen, denn Nachfolge ist ein Dauerbrenner auf dem Glaubensweg und bedarf immer wieder der Reflektion und Erneuerung.

 

Jesusnachfolge ist das Zentrum des Glaubensalltages. Lebendige Gemeinden fußen auf Gottes Wort und haben Jesus Christus als Mittelpunkt. Im Miteinander versucht der Organismus Gemeinde den Weg des Glaubens – mit all seinen Höhen und Tiefen – zu gehen. Diese Aspekte zu beleuchten, herauszuarbeiten und Anregungen für ein gemeinsames Unterwegssein aufzuzeigen, ist Friedemann Büttel gelungen. 

 

Hier geht es zur Leseprobe


Das Buch: 

  • Büttel, F. (2020): Mehr! Warum es sich lohnt, Jesus zu folgen, Neufeld Verlag, 262 Seiten, ISBN: 978-3-86256-158-2, Preis: 16,90€

erhältst du im Buchhandel oder direkt hier.  

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