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Die zwölf Jünger Jesu

Oftmals hört man, dass ein TEAM ausgeschrieben bedeutet: Toll, ein anderer machts. Jesus Christus hingegen setzte bewusst auf das Team der Jüngerschaft. Volker Löwen untersucht exegetisch „Die zwölf Jünger Jesu“ im Matthäusevangelium, um aufzuzeigen, dass gerade der Zwölferkreis eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hat.

 

Nach seinem Abitur und Zivildienst studierte Volker Löwen in Hamburg und Gießen Theologie. Im Anschluss daran folgte ein mehrjähriges Doktoralstudium in Dortmund. Zeitgleich arbeitete er als Betreuer von Menschen mit Behinderung und kümmerte sich mit seiner Ehefrau Christina um ihre gemeinsamen Kinder. Seit 2015 ist er Dozent für Neues Testament am Theologischen Seminar Rheinland.

 

Die vorliegende exegetische Untersuchung ist die leicht überarbeitete Version seiner Dissertation, die er im Sommer 2018 an der Fakultät für Humanwissenschaften und Theologie der TU Dortmund eingereicht und im Januar 2019 mündlich verteidigt hat. „Ein Hauptgrund für meine intensive Beschäftigung mit den zwölf Jüngern liegt in meinem Interesse am Thema Kirche“. Erwähnenswert ist auch, dass Löwen von seinem Doktorvater – Prof. Dr. Rainer Riesner – begleitet wurde, der selbst ein ausgewiesener Fachmann für ntl Forschung – gerade im Bereich der Messiasforschung – ist.

 

Inhaltlich untersucht Löwen im ersten Hauptteil die Bedeutung der zwölf Jünger im Matthäusevangelium. Zunächst stellt er dazu den aktuellen Forschungsüberblick dar, der aufzeigt, dass zu diesem Thema noch keine intensiven Untersuchungen sowohl in der Form- als auch Redaktionskritik wie auch der narrativen Kritik vorliegen. Der Grund dafür liegt darin begründet, dass die „meisten Mt-Forscher von der These ausgehen, dass der Evangelist Matthäus die Gruppe bzw. Gruppenbezeichnung „die Jünger“ und „die zwölf (Jünger)“ grundsätzlich als identische Größe betrachten“. Demgegenüber sieht Löwen den Zwölferkreis als eine „auf die zwölf Jünger Jesu fest umrissene Personengruppe an“. Dies zeigt er eindrucksvoll anhand einer tiefgehenden Wortstudie (Hyperonym-Hyponym-Modell) auf, in der er darlegt, dass der Evangelist Matthäus auf der einen Seite die Wörter „zwölf Jünger“ bzw. „die Zwölf“ bzw. „Apostel“ und auf der anderen Seite „Jünger“ in einem bestimmten Sprachkontext nicht – gemäß der absoluten Synonymie – verwendet. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass es zwei verschiedene Arten der Jesusjüngerschaft – bereits frühzeitig – gab. Der erste Hauptteil stellt somit die ntl Forschung der letzten etwa 100 Jahre vor.

 

Im zweiten Hauptteil der Untersuchung blickt der Verfasser nun auf vier Stellen im Evangelium nach Matthäus, die explizit den Zwölferkreis vorstellen, da dieser Kreis in ein komplexes Beziehungsgeflecht eingebunden ist (Mt. 9,36-10,42; 19,27-20,28; 26,20-35.56; 28,16-20). Der Hintergrund liegt in den theologischen Topoi, mit denen sie in Verbindung stehen wie z. B. Eschatologie, Christologie, Ekklesiologie u.a. In allen Kapiteln liegt der Schwerpunkt auf der Kommentierung bzw. Analyse des Textabschnitts. Dabei ist seine Exegese textlinguistisch ausgerichtet, wobei die Analyse von Syntax und Semantik eine entscheidende Rolle übernimmt. Zusätzlich berücksichtigt Löwen bei seiner Analyse sämtliche Aspekte des mt Textes, die eine inhaltliche Aussage über den Forschungsgegenstand treffen. Nach Antworten sucht der Autor mithilfe der lexikalisch-grammatischen und semantisch-kommunikativen Analyse. „Dies geschieht grundsätzlich unter Berücksichtigung des textuellen Mikro- und Makrokontextes des MtEv.“. In diesem Arbeitsprozess geht Löwen sehr argumentativ vor, indem er Forschungspositionen und Auslegungsoptionen vorstellt und diskutiert, bevor er schließlich – wenn notwendig und möglich – einer bestimmten Auslegung den Vorzug gibt. Der Schlussteil fasst noch einmal die wichtigen Ergebnisse der Studie kurz zusammen. „Das Ziel ist eine möglichst vollständige Beschreibung des Zwölferkreises auf der Grundlage der in den Fokus genommenen Textstellen“.

 

Die Untersuchung richtet sich zuerst an Dozenten, die in der neutestamentlichen Forschung aktiv sind und hilft Theologiestudierenden sowie Bibelschülern, einen tieferen exegetischen Einblick in das Matthäusevangelium und die Bedeutung des Zwölferkreises zu erhalten. Gerade vor dem Hintergrund der exegetischen Auslegung, erhält der Leser ein facettenreiches Gesamtbild von Jesu Nachfolgern. Löwen zeigt dabei auf, dass die „Matthäus-Forschung der letzten etwa hundert Jahre genau genommen keine Studie speziell zum Zwölferkreis“ hervorgebracht hat. Doch gerade der Zwölferkreis „repräsentiert aufgrund seiner Zwölfzahl das eschatologisch wiederhergestellte Zwölf-Stämme-Volk Israel“, um nur eine Erkenntnis vorzustellen.

 

 

Die zwölf Jünger Jesu ist eine exegetische Untersuchung zum Kreis der zwölf Jünger im Matthäusevangelium, die die Lücke in der ntl Forschung schließt und wesentlich differenzierter auf den Zwölferkreis blickt, als dies die letzten Jahrzehnte getan wurde. Löwen zeigt dabei u. a. auf, dass es gerade die Christusbeziehung ist, die den Unterschied ausmacht. „Der vollmächtige Christus handelt in, mit und durch die elf Jünger bei ihrer Mission, was andere auch warnen, sie selbst aber ermutigen sollte“. 


Das Buch: 

  • Löwen, V. (2021): Die zwölf Jünger Jesu. Exegetische Untersuchungen zum Kreis der zwölf Jünger im Matthäusevangelium, Narr Francke Attempto Verlag, 656 Seiten, ISBN: 978-3-77208-724-0, Preis: 128,00€

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