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Der erste Korintherbrief

Kennen Sie die „Problemgemeinde“ des ersten Jahrhunderts? Richtig, die Gemeinde in Korinth. Doch halt, bevor wir zu schnell mit dem Finger auf andere zeigen gilt es, eine genaue Exegese zu betreiben. „Die meisten Probleme, auf die wir bei der Auslegung der neutestamentlichen Briefe stoßen, lassen sich darauf zurückführen, dass sie auf Grund eines speziellen Anlasses geschrieben wurden“. Der Theologe, Gordon D. Fee, zeigt in „Die Korintherbriefe“ auf, welche Antworten der Apostel Paulus auf die Herausforderungen der jungen Gemeinde und ihre Probleme hatte.

 

Der Studienführer entspringt dem International Correspondence Institutite (ICI). Im Jahr 2000 wurde aus BSB (Berean School of the Bible, gegr.1958) und ICI (gegr.1967) Global University. Der Hauptsitz befindet sich in Springfield, Missouri (USA), die Arbeit der Schule reicht jedoch viel weiter. So hat Global University in mehr als 150 Ländern Partnerbüros und betreut damit etwa 10.000 College-Studenten. ICI Germany (https://www.ici-germany.de/) hatte seinen Sitz zunächst in Aßlar und ist seit 2014 in Worms, unter dem Dach der Theologischen Fernschule (BfU) (https://www.bfu-online.org/), zu Hause.

 

Der Kurs entstammt der Feder von Dr. Gorodn D. Fee. Er lehrt neutestamentliche Exegese am Southern California College, am Wheaton College und am Gordon-Cornwell-Seminary. Besonders die neutestamentliche Textkritik und die Exegese gehören zu seinen theologischen Interessensfeldern. Zudem ist er ordinierter Pastor der Assemblies of God, diente mehrere Jahre als geistlicher Leiter und ist ein gern gehörter Konferenzredner.

Mit dem vorliegenden Studienmaterial steht dem Teilnehmer eine abenteuerliche Reise durch die beiden kanonischen Briefe des Paulus bevor. Fee möchte seinem Leser die theologischen Irrtümer in der Gemeinde in Korinth vor Augen führen und gleichzeitig aus der Theologie praktische Anwendungen für das Hier und heute formulieren, da die Botschaft des Wortes Gottes zeitlos ist.

 

Inhaltlich konzentriert sich der Autor auf den 1. Korintherbrief und streift den Nachfolger nur überblicksartig. Der Lehrgang beginnt damit, dass der Verfasser zunächst einmal zwei Kapitel zur Untersuchung der Methoden biblischer Exegese. „Da die Bibel Gottes Wort ist, möchten wir sie unbedingt richtig deuten“. Dieser Teil ist besonders für Prediger des Wortes und Bibellehrer ein nützliches Tool, um alte Gewohnheiten neu zu reflektieren oder um Fettnäpfchen zu vermeiden. Nach Beendigung dieser Lektionen ist man in der Lage zu erklären, wie neutestamentliche Briefe auszulegen sind. Fee betont hier insbesondere den Unterschied zwischen Exegese und Hermeneutik und stellt die Rolle der ntl. Briefe bei der Beantwortung von Problemen vor.

 

Daran schließt sich ein einleitender Überblick über den geschichtlichen Hintergrund des Briefes an. Dabei wird neben dem geografischen vor allem der religiöse Hintergrund beleuchtet, um den Beitrag des Briefes zu unserem Verständnis des Urchristentums einordnen zu können. Die Inhalte sind eine wertvolle Fundgrube zur Vorbereitung einer Predigtreihe oder Perikopen aus dem Brief.

 

Nun wendet sich Fee den wichtigsten Abschnitten des 1. Korintherbriefes zu, spricht die Probleme der Gemeinde an und untersucht die im Brief angebotenen Lösungen auf die Bedeutung dieser Lehren für die Gemeinde des Jetzt. Die aus den ersten beiden Kapiteln vermittelten exegetischen Methoden werden hier wiederholt und eingeübt, um vor „schlechter Hermeneutik“ bewahrt zu bleiben. Beispielhaft sei hier 1. Korinther 13,10 genannt, womit einige Bibelausleger behaupten, die Geistesgaben hörten schlagartig im 1. Jahrhundert auf. Fee vertritt hier keine cessassionistische Position, sondern ist Befürworter einer gemäßigt kontinuistischen Auslegung. Ebenso kann 1. Korinther 11,27-29 angeführt werden. Diese Stelle wird häufig auch „falsch ausgelegt“, um die „Teilnehmer am Abendmahlsgottesdienst unter Verdammnis“ zu bringen. Fee argumentiert hier so, dass Paulus vielmehr die Art und Weise anprangert, als den sündigen Zustand eines Gotteskindes. „Die Korinther werden zum Gericht über sich selbst aufgerufen, damit sie nicht ins göttliche Gericht kommen“.

 

Lobenswert ist der Aufbau des Kurses. Dem Autor gelingt es neben Erklärungen auch immer wieder die Eigeninitiative zu fördern, um sich mit dem Wort Gottes zu beschäftigen. Im Verlauf der Lektionen stößt man so immer wieder auf fragen und Aufgaben, die am Ende der Einheit beantwortet werden. Ebenso hilfreich sind die klar definierten und angegebenen Lernziele. Wiederholungsfragen innerhalb der Lektionen sowie Testfragen am Ende helfen, die Erarbeiteten Inhalte weiter zu verinnerlichen, damit keine Eisgese, sondern Exgese betrieben wird.

 

Der Kurs sollte begleitend mit dem Kommentar von Professor Barett durchgearbeitet werden. Die Lektüre soll dem Teilnehmer aufzeigen, wie und wann man einen wissenschaftlichen Kommentar zu Rate zieht. Die einzelnen Einheiten sind in drei bis sechs Zeitstunden zu absolvieren. Gerade die Bibelstellen, die man des Öfteren nachschlagen muss, sind – im positiven Sinne – Zeitfesser.

 

Das Studienmaterial richtet sich an Christen – egal ob im Vollzeitdienst oder aus reinem Privatinteresse -, die das Wesen der Probleme in Korinth selbst erarbeiten und dabei auch auf exegetische Schwierigkeiten in gewissen Abschnitten vertiefter Einblick gewinnen möchten. Deshalb richtet sich das Unterrichtsmaterial an Pastoren, Theologiestudenten und Laien, die eine theologische Ausbildung auf Hochschulebene anstreben. Der Teilnehmer wird so in die Lage versetzt, die von ihm bevorzugte Auslegung zu erläutern und auch gegen andere zu verteidigen. Gerade Gemeindeleiter werden mit den von Paulus angebotenen Lösungen für spezielle Probleme der Gemeinde in Korinth vertraut gemacht, um diese auf ähnliche Schwierigkeiten in der eigenen Gemeinde anzuwenden.

 

 

Die Korintherbriefe ist ein Kurs, der mehr als nur Bibelkunde vermittelt. Da der Autor ein ausgewiesener Fachmann ist, wird hier so manche Gemeindefärbung neu hinterfragt. Allerdings sollte man schon ein gewisses christliches Verständnis mitbringen, um die Details und Auslegungsvarianten einordnen zu können. Gelungen ist aus Sicht des Rezensenten die starke Einbeziehung des Teilnehmers. Statt seitenweise Erläuterungen und Kommentierungen (dafür gibt es ja auch den Kommentar von Barrett), gelingt es Fee knackig und kompakt seine Thesen vorzustellen und dem Teilnehmer immer wieder den Griff zum Wort Gottes aufzuerlegen. 


Das Studienmaterial: 

  • Fee, G. D.: Die Korintherbriefe. Ein Studienführer, ICI Germany.

erhältst du hier.  

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