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Vorherbestimmung und Erwählung

Nur weil wir Bücher lesen, Predigten hören, Kirchengeschichte studieren oder theologische Seminare durchlaufen haben, müssen wir ein Thema noch nicht vollständig erfasst haben. Diese Ansicht vertritt Peter Kerr in „Vorherbestimmung und Erwählung“.

 

Wer ist der Autor

Peter Kerr lehrte viele Jahre am Kawartha Lakes Bible College, Peterborough, Ontario und diente der Gemeinde in Süd-Ontario. Seit 2010 hat Peter die Verantwortung als Direktor der Emmaus Correspondence School übernommen. Er wuchs in einer reformiert geprägten Theologie auf, unterrichte den klassischen Calvinismus, bis er eines Tages sein Denken reformierte.

 

Worum geht es in dem Buch?

Der Autor nimmt den Leser mit auf seinen persönlichen Glaubensweg. Seine These lautete dabei, „dass es eine zufriedenstellende, biblisch vertretbare Alternative sowohl zur calvinistischen wie arminianischen Lehre der Erwählung und Prädestination“ gibt.

 

Lobenswert ist, dass Kerr anstatt Augustinus, Luther und Calvin zu zitieren, sich ausschließlich der Fülle von Gottes Wort bedient und die Heilige Schrift selbst sprechen lässt. Dabei geht er äußerst gründlich vor, da er alle Aussagen hinsichtlich der Erwählung im Kontext in der Heiligen Schrift äußerst intensiv studiert. „Unsere Theologie prägt durchaus unser Denken, unsere Entscheidungen und unser konkretes Handeln“.

 

Seine Schlussfolgerung stimmt weder mit der Position der Arminianer noch mit der der Calvinisten überein. „Die einfachen Wahrheiten der Heiligen Schrift sind durch die Verkomplizierung hochtrabender, intellektueller Denkgebilde des Menschen untergegangen“. Vielmehr zeigt er dem Leser auf, „dass Erwählung nicht ein einziges Mal im Sinne der Errettung des Menschen von seinen Sünden Erwähnung findet, sondern dass Gottes Gnade der Erwählung vielmehr mit der Berufung zu einer speziellen Bestimmung oder einem bestimmten Auftrag zu tun hat“, so William Burnett.

 

Dabei bedient sich Kerr des „Gesetzes der ersten Begriffsverwendung“, d. h., dass der erste Gebrauch eines Begriffs sich durch die Bibel progressiv erweitert, aber nicht verändert. „Die fortschreitende Offenbarung verändert nicht die Bedeutung; sie enthüllt vielmehr ein tieferes und klareres Verständnis der ursprünglichen Bedeutung“.

 

Inhaltlich arbeitet Kerr heraus, dass es sich beim Begriff Erwählung „im AT um ein Vorrecht und eine Bestimmung handelt, die einen Auftrag beinhaltet, den es auszuführen gilt, sowie ein Zeugnis, das kundgetan werden soll. Im Neuen Testament erfährt der Begriff Erwählung keinen Bedeutungswandel, sondern er wird klarer und nuancenreicher“. 

 

Wer soll angesprochen werden?

Jeder, der sich mit der Thematik Vorherbestimmung und Erwählung beschäftigt. Beachtenswert ist Kerrs Weitsicht und Feingefühl, da er es vermeidet auf die Vielfalt der Kontroversen über die Erwählungslehre einzugehen.

 

Warum sollte man das Buch lesen?

Zunächst einmal ist es der demütige Schreibstil des Autors, der der ganzen Auseinandersetzung mit einer vieldiskutierten Lehre die Sprengkraft nimmt. Man spürt zwischen den Zeilen immer wieder, wie der Verfasser darum bemüht ist, seinen Leser für die Aussagen der Schrift zu gewinnen. Des Weiteren ist das Buch optisch sehr ansprechend, übersichtlich und allgemeinverständlich. Ob man schlussendlich den Erkenntnissen Kerrs zustimmt, bleibt jedem selbst überlassen. Aber eines wird der Leser auf alle Fälle mitnehmen: „Der einzige Weg, einen biblischen Begriff zutreffend zu erklären, besteht darin, die gesamte Bibel daraufhin zu untersuchen“. 


Das Buch

  • Kerr, P. (2021): Vorherbestimmung und Erwählung. Auf der Suche nach Antworten statt Auseinandersetzungen, CMV Hagedorn, 368 Seiten, ISBN: 978-3-96190-073-2, Preis: 9,50€

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