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FBÜ - Bibel

Des vielen Bibelmachens ist kein Ende. Mit der FBÜ (Benjamin Fotteler Übersetzung) hat Benjamin Fotteler im Jeremia Verlag eine weitere deutsche Bibelübersetzung auf den Markt gebracht, die besonders Liebhaber des Mehrheitstextes erfreuen wird.

 

Wer ist der Autor?

Benjamin Fotteler verortet sich selbst als einen Christen, „der den Glauben der ersten Christen, der alten Waldenser, der ersten Baptisten und der Mennoniten-Brüdergemeinden hat. Den Glauben der Väter bewahre ich, indem ich in der Heiligung voranschreite, da ihr Glaube ein Glaube in der Heiligung war, was alle Bereiche meines Lebens betrifft, sowohl die Wahl des Grundtextes und der Übersetzungsweise der Bibel als auch meine Bekleidung, mein Betragen und die Beschäftigungen in meiner Freizeit. Das höchste Ziel meines Lebens ist die Erfüllung der ersten Bitte im Vater-Unser, dass Gottes Name geheiligt werde.“ Er ist in der Mennoniten-Brüdergemeinde im Frankenthal beheimatet und arbeitet als freiberuflicher Software-Engineer und Schriftsteller.

 

Was kennzeichnet die FBÜ?

Der Übersetzer meint hierzu:

  • Ich wollte eine Bibel haben, in welcher die sprachlichen Betonungen und Hinweisungen Gottes enthalten sind, also sozusagen nicht Luthers Fettdruck, sondern Gottes Fettdruck zu lesen ist.
  • Ich wollte eine Bibel haben, deren Grundtext weder innere noch äußere Widersprüche und Fehler hat.
  • Ich wollte, so weit wie möglich, die Bibel haben, die dem Apostel Johannes seit der Fertigstellung des Neuen Testamentes vorlag. 

Deshalb betont er auch, „dass der Übersetzungsstil der FBÜ inspirationsbewahrend ist, was bedeutet, dass die von Gott inspirierten Eigenschaften, insoweit sie erkannt worden sind, bei der Übersetzung bewahrt wurden. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das Wort Gottes nicht gekürzt, verwässert, mit Menschenworten ersetzt oder mit Menschenworten erweitert wird.“ Und so hat er sich der Übersetzung der Bibel angenommen. Für das Alte Testament referiert er dabei auf die Septuaginta wohingegen er im Neuen Testament auf die Ausgabe von Robinson und Pierpont[1] setzt, da diese laut dem Übersetzer „keine nachweislichen Fehler oder Widersprüche und keine ahistorischen Stellen hat und auf Hunderten von Handschriften basiert, die sich über die Jahrhunderte hinweg durch ihren bewahrenden Charakter auszeichneten.“ Stefan Drüke – bekannt aus dem Format bibleteaching - gibt hierbei zu bedenken, dass „der Text von Robinson und Pierpont zur byzantinischen Textform zählt und damit dem Mehrheitstext entspricht.“.  Zudem ist Fottelers Behauptung entgegenzuhalten, dass diese genauso für Nestle-Aland gilt.

 

Ebenso herausfordern ist die Aussage, „die bibelkritischen Fassungen der Septuaginta, sei es die von Ralphs oder eine andere, haben dieselben Mängel wie der Nestle-Aland-Text, weshalb ich auch diese abgelehnt habe. Nur die byzantinische Fassung der Septuaginta hat keine Widersprüche zwischen den alttestamentlichen Passagen und den neutestamentlichen Zitaten derselben und hat keine nachweislichen Fehler.“ Jedoch gibt der Autor selbst zu, dass „die Forschung hier noch in den Kindheitsschuhen steckt“. Dennoch geht er von einem soliden Grundtext für das Alte Testament aus. Im Vergleich dazu ist man bei Nestle-Aland schon deutlich weiter. An dieser Stelle sei auf den lesenswerten Artikel von Joachim Schmitsdorf [2] verwiesen, der in Bibel und Gemeinde auf den Unterschied zwischen Textus Receptus oder Nestle-Aland eingeht. Spannend bei alledem ist, dass dies die erste deutsche Bibelausgabe ist, die im AT den Text zur Grundlage hat, den die ersten Christen zur Hand hatten.

 

Wie liest sich die FBÜ?

Zunächst einmal ist diese Übersetzung sehr formal, sie ist nicht immer leicht zu verstehen.

  • „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. * Die Erde war aber unsichtbar und unbearbeitet, und Finsternis war über der Tiefe; und Gottes Geist drängte über dem Wasser an.“ (1. Mose 1,1f; FBÜ)
    • Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. (1. Mose 1,1f; unrevidierte Elberfelder CSV)
  • „Und es sollen eure Herzen vollkommen sein zu dem Herrn, unserem Gott, dass ihr sowohl heilig in seinen Geboten wandelt als auch seine Gebote bewahrt, wie an diesem Tag.“ (1. Könige 9, 59, FBÜ).
    • „Und euer Herz sei ungeteilt mit dem HERRN, unserem Gott, um in seinen Satzungen zu wandeln und seine Gebote zu halten, wie es an diesem Tag ist.“ (1. Kö. 8,61 CSV)

Dieser Übersetzungsstil ist prinzipiell gut, denn so muss der Geist des Menschen mehr über das Göttliche nachdenken und erhält nicht schon eine Interpretation.

 

In seiner Formtreue zum Grundtext ist die FBÜ – gerade im Vergleich zum Griechisch im Neuen Testament – nicht tadellos, aber auch nicht unter den kommunikativen Übersetzungen zu verorten. Grammatisch ist die FBÜ eher dem umgangssprachlichen Deutsch angenähert. Hier einige Textbeispiele:

 

  • „Und es geschah an einem der Tage, dass er lehrte; und es saßen Pharisäer und Gesetzeslehrer, welche von jedem Dorf aus Galiläa und Judäa und aus Jerusalem gekommen sind; und die Kraft des Herrn war da, auf dass er sie heile.“ (Lukas 5,17; FBÜ)
    • „Und es geschah an einem der Tage, dass er lehrte; und es saßen da Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus jedem Dorf von Galiläa und Judäa und aus Jerusalem gekommen waren; und die Kraft des Herrn war da, dass er heilte.“ (Lukas 5,17; CSV)
  • „Als die also nun das Wort des Herrn bezeugt und geredet hatten, kehrten sie nach Jerusalem zurück und evangelisierten viele Dörfer der Samariter.“ (Apostelgeschichte 8,25; FBÜ)
    • „Nachdem sie nun das Wort des Herrn bezeugt und geredet hatten, kehrten sie nach Jerusalem zurück und verkündigten das Evangelium vielen Dörfern der Samariter.“ (Apg. 8,25; CSV)
  • „Geliebter, über allem bete ich, dass es dir wohlergehe und du gesund seiest, so wie es deiner Seele wohlergeht.“ (3. Johannes 2; FBÜ)
    • „Geliebter, ich wünsche, dass es dir in allem wohlergeht und du gesund bist, wie es deiner Seele wohlergeht.“ (3. Joh. 2; CSV)

Insgesamt sind die Unterschiede zwischen Nestle-Aland und Textus Receptus nicht so groß, dass sich eine kontroverse Diskussion geschweige denn eine Lagerbildung von großem Nutzen wäre. Des Weiteren sei auf die vier Videos von bibelteaching[3] hingewiesen, die sich auch dieser Thematik annehmen.

 

Was gibt es Konstruktives?

Gewöhnungsbedürftig ist, dass Fotteler eine andere Sortierung der Bibelbücher vornimmt, als man dies aus den üblichen Bibeln gewohnt ist. Zudem nennt er manche Bücher auch anders, so lautet das Buch Josua Jesus Nave. Hinzukommt, dass Fotteler auch eine andere Nummerierung der Psalmen vornimmt (Psalm 23 ist bei ihm Psalm 22) was den Vergleich mit anderen Bibelausgaben erschwert und vergleichendes Lesen von Bibelstellen mühsam macht. Ein großes Manko ist, dass bei dem nicht geringen Preis, keinerlei Kartenmaterial sowie Stichwortverzeichnis mit hinzugenommen wurde. Dafür erhält der Leser eine über 95 Seiten lange argumentative Begründung für die Veröffentlichung der FBÜ, in der der Autor seinerseits darlegt, weshalb er für gewisse "ungeistliche Einflüssen des Nestle-Aland und auch des Masoretischen Textes" sensibilisieren möchte. 

 

Welche Ausgaben gibt es?

Die FBÜ gibt es als hochwertige – in Leinen eingebundene - Ausgabe beim Jeremia Verlag. Der Autor hat den Text aber auch auf seiner Homepage zur Verfügung gestellt: http://fb-bibel.de/start.htm.

 

Weshalb sollte man die FBÜ erwerben?

Fotteler legt eine weitere Bibelausgabe vor, die sich dem Mehrheitstext verschreibt. Insgesamt erhält man eine Hilfe, um im Deutschen die Feinheiten einzelner Verse herauszuarbeiten. „Ich bin mir bewusst, dass meine Bibelübersetzung nicht vollkommen ist, bin aber auch davon überzeugt, dass sie etliche Vorteile den gängigen Übersetzungen gegenüber hat.“ Wie bereits erwähnt, ist es spannend, die Bibel der ersten Christen – Septuaginta im AT – nun auch in Deutsch in den Händen zu halten. Die FBÜ ist eine Ergänzung zu den gängigen Bibelausgaben und kann im Textvergleich weitere Erkenntnisse ermöglichen, sofern man nicht direkt im Ausgangstext nachlesen kann.

 



[1] The New Testament in the Original Greek – Byzantine Textform 2018

[2] https://bibelbund.de/2015/07/textus-receptus-oder-nestle-aland/

[3] https://www.youtube.com/results?search_query=bibleteaching+elberfelder


Die Bibel 

  • FBÜ – Die Bibel (2022), Jeremia Verlag, 1312 Seiten, ISBN: 978-3-944834-52-8, Preis: 49,90€ 

erhältst du hier.

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Kommentare: 3
  • #1

    Holger Schaller (Montag, 16 Mai 2022 18:58)

    Es gibt bei den Psalmen eine kurze Liste im vorwort wo die Unterschiede in der Zählung dargestellt sind - man muss eben nur dort nachschauen, dann findet man den Psalm

    Es ist aber nicht die erste Übersetzung der "Bibel der frühen Christen". Die "septuaginta deutsch" gibt es schon eine Weile und diese hat auch noch die Schriften, welche die frühen Christen eben auch gelesen haben, aber bei fotteler fehlen.

  • #2

    Bruno Klassen (Samstag, 17 September 2022 11:36)

    Ich kann mit der Fbü nicht soviel anfangen.Teilweise ist sie mit anderen Übersetzungen nicht kompatibel! Z.b Sprüche 25 oder Sprüche 32. Zur Bibelstunde kann man sie nicht nehmen. Dann kommt man ganz schön durcheinander!

  • #3

    Johannes Bruder (Samstag, 19 November 2022 01:00)

    Wer die Bibel übersetzen will, muss das so genau wie nur irgend möglich tun.
    Der Übersetzer ist nicht der Autor. Er erfindet keinen Text. Er findet einen Text vor und hat diesen so sorgfältig und gewissenhaft wie möglich wiederzugeben. Das ist bei FBÜ nicht der Fall.
    Dabei möchte ich nur auf einiges aufmerksam machen.
    Johannes 7,28.
    (FBÜ) Es schrie also der Christus (FBÜ)
    Luther 1912: Da rief Jesus im Tempel
    Schlachter 1951: Da rief Jesus,
    Johannes 8,26.
    (FBÜ) was ich über euch hörte, dies sage ich in der Welt.
    Luther 1912: was ich von ihm gehört habe, das rede ich vor der Welt.
    Schlachter 1951: was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt
    Johannes 8,42
    (FBÜ) ... ich bin von dem Vater ausgegangen und angekommen;
    Luther 1912: denn ich bin ausgegangen und komme von Gott;
    Schlachter 1951: denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen;
    Johannes 10.7
    (FBÜ) Ich bin die Tür zu den Schafen.
    zu ist nicht im Text - wir wollen nicht „zu“ den Schafen, sondern wir gehen durch ihn, um errettet zu werden.
    Richtig ist: Ich bin die Tür der Schafe
    Keine einzige griechische Handschrift hat solche Lesarten. Wie kann man nun unterscheiden, welches das „unverfälschte Wort Gottes“, und was Ergänzung ist?
    Noch etwas aus: Argumente für die FBÜ:
    „Hat Jesus die Sünden aufs Kreuz hinaufgetragen?
    Doch diese Behauptung ist theologischer Unsinn, weil Jesus auf Gabbatha stellvertretend für uns verurteilt worden ist und dort alle Sündenschuld auf sich genommen hat.
    Die Verurteilung war nicht zugleich die Aufnahme der Sünde. Pilatus bekennt: Ich finde keine Schuld an ihn. Auch Jesus fragt, wer kann ihm eine Sünde nachweisen. „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ - und den hat Jesus am Kreuz auf sich genommen, nicht vorher; dort wurde er „zur Sünde gemacht“, so dass er ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ - weil Gott keine Gemeinschaft mit Sünde hat.
    Der Gott dieses Zeitalters?
    2. Kor 4:4 zeigt, dass dieser Satz verknotet ist und entknotet werden muss: ...
    Deshalb sind die frühen Christen nie auf die Idee gekommen, diesen Vers auf den Satan zu
    beziehen, sondern haben ihn in beiden Entknotungs-Varianten auf den Schöpfergott bezogen
    Wenn aber auch unser Evangelium verdeckt ist, so ist es in denen verdeckt, die verloren gehen, in denen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums ...
    Den Ungläubigen, die verloren gehen, hat der Gott dieser Welt den Sinn verblendet, so dass das Evangelium für sie verdeckt ist.
    War Gott (JHWH) oder Satan der verblendet hat?
    Will Gott den Menschen in ewiger Finsternis halten, „damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der Gottes Bild ist, nicht sehen“ und errettet werden? Ist es nicht eher so, dass „er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen“. 2.Petr.3,9
    Was die Sprache betrifft, ist sie eine große Enttäuschung
    Hätte sich der Übersetzer an Luthers Grundsätze gehalten, man solle dem Volk aufs Maul schauen und nicht wie die Esel am Buchstaben festhalten, sondern deutsch reden, wäre es eine recht gute Übersetzung geworden. Luther wollte dem Volk Gottes Wort klar und deutlich in seiner Muttersprache geben.
    Gelegentlich stolpert man aber über geradezu skurrile Ausdrücke, oder „sonderbare“ Formulierungen:
    - Der Jesus spricht ...
    - Es war aber an ihn gebunden, durch das Samaria durchzugehen. ???
    - die ihn anbeten, ist es gebunden, ihn in Geist und Wahrheit anzubeten.
    Es ist an den Übersetzer gebunden, zu lernen ...
    Die Zeit, meine, ist noch nicht da, die Zeit aber, eure, ist immer bereit ???
    Gut und schön wird verwechselt:
    Mat.18,8 es ist schön für dich, lahm oder verkrüppelt in das Leben einzugehen,
    Ich bin der Hirte, der schöne; der Hirte, der schöne, gibt sein Leben ???
    Handwörterbuch W.Pape hat unter c): von innerer Beschaffenheit, sittlich schön, gut, trefflich; das sittlich Gute, die Tugend; edle, gute, rühmliche Handlungen
    Das Buch ist schön - ob es auch gut ist, ist eine andere Sache; es kommt auf den Inhalt, nicht auf den Umschlag an. Der Baum im Paradies war auch schön - war er deswegen auch gut?

    Fazit
    Der Inhalt entspricht nicht dem, was seine Werbung verspricht.
    Geeignet ist sie für solche, die die Anhänge und Erklärungen nicht lesen, denn diese vermitteln z. T. kräftige Irrtümer.
    Der des Griechischen unkundigen Leser oder Benutzer, sollte eine wortgetreue Übersetzung zum Vergleich und Kontrolle heranziehen.
    Diese Übersetzung kann nicht guten Gewissens empfohlen werden.