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NTR 2020

Des vielen Übersetzens ist kein Ende, auch nicht bei der Heiligen Schrift. Manfred Roth hat bereits seit 2009 mit dem NTR 2020 eine weitere Übersetzung des Neuen Testaments vorgelegt.  

 

 

Wer ist der Autor?

Manfred Roth steht seit über 20 Jahren im vollzeitlichen Dienst für Jesus. Neben einem akademischen Abschluss in seinem erlernten Beruf, trägt er einen Doktortitel in Theologie von der School of Bible Theology Seminary and University (SBTSU, www.sbtsu.org), der Hauptinstitution von Transworld Accrediting Commission International (TACI, transworldaccrediting.com). Zudem leitet er mit seiner Frau Katharina die FamousWord Bibelschule in Schaffhausen, Schweiz sowie als Pastor das Biblische Glaubenszentrum Schaffhausen. Er zählt sich seit rund dreißig Jahren zur pfingstlich-charismatischen Bewegung, distanziert sich aber von manchen Kreisen der Neo-Charismatik und den extremen bzw. unbiblischen Formen in der Bewegung.

 

Was kennzeichnet das NTR?

Roth gehört zu den wenigen Übersetzern, die sich als klare Befürworter des Textus receptus positionieren. Nach ausgiebigem Vergleich aller auffindbaren bzw. übersetzungsrelevanten Stellen, wo NA und TR unterschiedliche Lesarten aufweisen, entschied er sich daher, den Textus receptus, Stephanus Greek Text, 1550, als Grundlage zu verwenden. Im Vergleich zu anderen Bibelausgaben, hat sich der Autor die Mühe gemacht, die Stellen, die im TR und NA unterschiedliche Lesarten haben, mit einer Fußnote und entsprechenden Kennung zu versehen; so findet der interessierte Leser im ganzen NT fast 1200 Hinweise über abweichende Lesarten! Bei der Entscheidung für den TR ging es dem Autor mehr um die innere Logik der Schrift, als um die Argumente der Textkritik, die demzufolge nicht auf wissenschaftlicher Ebene widerlegt werden.

 

Im Laufe der Übersetzungsarbeit wurde er unter anderem von einem Zitat von J.A. Bengel motiviert und bestärkt: „So kann es denn, was das Wort Gottes angeht, keine unwichtige Kleinigkeit geben“ (aus dem Vorwort zu dessen Übersetzung des NT). Roth zufolge störte ihn die Ungenauigkeit der meisten – auch der philologischen – Übersetzungen gegenüber dem jeweiligen Grundtext. „Aus meiner Sicht ist der Grundtext des NT ein gewaltiger Schatz, der bisher nur teilweise gehoben worden ist. […] Nicht selten wurde die übersetzerische Sorgfaltspflicht vernachlässigt, indem z.B. unterschiedliche Begriffe immer oder meist synonym wiedergegeben wurden (z.B. verschiedene Begriffe für ‚dienen‘ und ‚Dienst‘, die verschiedenen Worte für ‚heilen‘; die Begriff gnosis und epignosis, rhema und logos usw.).“ Diese Versäumnisse werden denn auch ausführlich in Fußnoten, Anmerkungen und Begleittexten erläutert.

 

Die Übersetzungsphilosophie von Roth zeigt sich unter anderem in folgenden Punkten:

  • Unterscheidbare Worte im Grundtext, die von vielen Übersetzungen synonym behandelt werden, sind hier konsequent differenziert und sogleich erkennbar.
  • Begriffe, die eine Übersetzung mit mehreren deutschen Worten verlangen sind in den meisten Fällen umfassend wiedergegeben und in der Regel in einer Fußnote erklärt.
  • Es sind über 7 000 Endnoten mit Worterklärungen, Erläuterungen zur Übersetzung und Grammatik, Hinweisen auf historische Hintergründe, theologische Fragen und vieles mehr enthalten.
  • In allen Worterklärungen einzelner Begriffe sind nun zu Referenzzwecken bzw. zum weiteren Studium auch die “Strong’s-Nummern” vermerkt.

 

 

 

So liest sich das NTR im Vergleich mit der Elberfelder 2003 und der Schlachter 2000

Bibelstelle

NTR 2020

ELB 2003

Schlachter 2000

Lukas 18,7f

„Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und sollte er ihre Geduld über Gebühr strapazieren? 8 Ich sage euch, dass er ihr Recht in Schnelle ausführen wird; doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den |soeben beschriebenen| Glauben finden auf der Erde?“

7 Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und sollte er es bei ihnen lange hinziehen? 8 Ich sage euch, dass er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird. Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?

7 Gott aber, wird er nicht seinen Auserwählten Recht schaffen, die Tag und Nacht zu ihm rufen, wenn er auch lange zuwartet mit ihnen? 8 Ich sage euch: Er wird ihnen schnell Recht schaffen! Doch wenn der Sohn des Menschen kommt, wird er auch den Glauben finden auf Erden?

Römer 12,1f

„Ich ermahne euch nun, Brüder, angesichts der Erbarmungen Gottes, eure Leiber als lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer darzustellen; dies sei euer |wahrer und| vernünftiger Gottesdienst. 2 Und lass euch nicht gleichgestalten |der Form| des jetzigen Zeitalters, sondern werdet von innen her |wie durch eine Metamorphose| umgestaltet durch die Rundum-Erneuerung des Verstandes |und seiner Denkmuster|, damit ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist, der gute und wohlgefällige und vollkommene.“

1 Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. 2 Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüft, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

1 Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst! 2 Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.

1. Timotheus 2,3f

„Denn dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserem Erretter, 4 der will, dass alle Menschen errettet werden und zur genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen.“

3 Dies ist gut und angenehm vor unserem Retter-Gott, 4 welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

3 denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, 4 welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Offenbarung 19,8

„Und ihr wurde gegeben, dass sie sich kleide in feines Leinen, rein und glänzend, denn das feine Leinen ist die Gerechtsprechung der Heiligen.“

Und ihr wurde gegeben, dass sie sich kleidete in feine Leinwand, glänzend, rein; denn die feine Leinwand sind die gerechten Taten der Heiligen.

Und es wurde ihr gegeben, sich in feine Leinwand zu kleiden, rein und glänzend; denn die feine Leinwand ist die Gerechtigkeit der Heiligen.

 

Zur Lukasstelle: Das wäre – laut Roth - ein gutes Beispiel aus den Evangelien, da der Wortlaut einerseits noch recht ähnlich ist, wie bei den anderen Übersetzungen, aber nicht der Fehler der RELB gemacht wird, ein positive Aussage „in Schnelle“ (en tachei) mit einem Negativum zu übersetzen („ohne Verzug“). Und sodann gibt es hier eine erklärende Einfügung in senkrechten Strichen „soeben beschriebene», welche die Aussage klar verständlich macht und dem Missverständnis vorbeugt, Jesus rede vom Glauben schlechthin.

 

Zur Römerstelle: Dem Autor zufolge würde hier besonders deutlich, worin die Stärke des NTR gegenüber den herkömmlichen Übersetzungen besteht: genaue und umfassende Wiedergabe des Griechischen ohne Kompromisse – und ohne Übertreibung!

 

Zur Timotheusstelle: Roth ist von der Bedeutung dieser Stelle überzeigt, denn sie zeigt, dass die Übersetzung von epignosis mit „genaue Erkenntnis“ Sinn ergibt und den eigentlichen Plan Gottes betont. Durch die exakte Wiedergabe des Griechischen wird deutlich, dass es im Leib Christi vorkommen kann, dass Menschen zwar errettet sind, aber in ihrer Erkenntnis weit hinter dem zurückbleiben, was möglich wäre und ihnen von Gott zugedacht ist.

 

Zur Offenbarung: Der Übersetzer sieht hierin ein gutes Beispiel für die konsequente Umsetzung reformatorischer Theologie im NTR auch in „schwierigen“ Fällen. Die RELB übersetzt im Vergleich dazu mit „sind die gerechten Taten der Heiligen“ und Schlachter mit „die Gerechtigkeit der Heiligen“. Gemäß Grundtext ist hier von ta dikaiomata, wörtl. „den Gerechtsprechungen“ (Pl.) der Heiligen die Rede. Schlachter 2000 ist also halbwegs korrekt, RELB sind im Grunde (wie LUT) nicht ganz exakt in der Wiedergabe (s. hierzu auch die entsprechende Fußnote im NTR).

 

Anhand dieser Stellen, die tatsächlich einen relevanten Unterschied machen, die Stärke des NTR. Außer Frage steht, dass an vielen Stellen das NTR ähnlich oder sogar gleich liest wie die RELB oder die SLT, weshalb sie eine gute ERgänzung zu diesen Bibelübersetzungen ist. 

 

Was gibt es Kritisches?

Da der Autor einen pfingstlich-charismatischen Background hat, darf es den Leser nicht verwundern, wenn er in den Fußnoten zu den Geistesgaben die kontinuistische Sichtweise als Auslegung vorfindet, statt der cessationistischen (die besagt, dass die Gaben und Wirkungen „aufgehört“ haben). Das DIN A-4 Format ist gewöhnungsbedürftig und wenig alltagstauglich, um die Ausgabe mitzunehmen. Hier kann das Ausgabenangebot um eine handliche Variante gerne Erweiterung erfahren.

 

Wie fällt das Fazit aus?

Das NTR 2020 ist eine bibeltreue Übersetzung basierend auf dem Grundtext der Reformation. Der gewaltige Fundus an Zusatzinformationen macht die Ausgabe schon deshalb sehr interessant. Neben dem reformatorisch-evangelikalen Schriftverständnis in Sachen Worttreue fühlt sie sich auch dem pfingstlichen Erbe des Autors verpflichtet, was sich in mancher Anmerkung widerspiegelt. Auch werden strittige Stellen gemäß Grundtext wörtlich wiedergegeben, sodass Aussagen über Heilung oder Geistesgaben (wie auch viele weitere) gemäß der Bedeutung im Griechischen präsentiert werden; eine Auseinandersetzung über theologische Verständnisunterschiede findet in den Fußnoten statt. Der Anhang mit einigen Essays zu relevanten Themen stellt eine Bereicherung dar, denn u.a. spricht Roth sich für eine wortwörtliche Hölle aus und gibt biblische Argumente, die gegen andere Sichtweisen sprechen. Ebenso hervorzuheben ist der Artikel „Paulus und Sex“, da der Leser hier weitere Argumente findet, um der liberalen Theologie entgegenzutreten, und zwar mit Argumenten, die der biblische Text bereitstellt, und die somit auf göttlicher Autorität beruhen. „Paulus lässt kein Schlupfloch für moderne Erklärungen, dahingehend, Homosexualität von Erwachsenen im gegenseitigen Einverständnis sei hier nicht gemeint oder ähnliche. […] Eine Sünde aber, die im AT als Gräuel gilt, kann nicht im Neuen Bund geduldet oder gar erlaubt sein; das ist nach biblischer Ethik schlicht undenkbar.“ Roth war es wichtig zeitgemäß, aber nicht unhistorisch zu sein. Ebenso legte er Wert darauf präzise und verständlich zu übersetzen, dabei aber nicht zu vereinfachen. Für Bibelleser, die den Textus Receptus befürworten, bietet Roth eine Bibelübersetzung, die das Spektrum der deutschen Sprache ausschöpft. Der reiche Fußnotenapparat hilft dem Bibelleser, in die Tiefen des Grundtextes, allerdings von 1550, einzutauchen. Die Bibelübersetzung gibt es zudem auch als PDF-File. Mehr Infos unter https://neuestestament.ch/


Die Bibelübersetzung:

  • Roth, M. (2020): das neue Testament. Eine präzise Übersetzung nach dem Grundtext der Reformation, Famous Word, 500 Seiten, ISBN: 978-3-95245-687-3, Preis: ca. 33,00€. 

erhältst du in der Schweiz und in Deutschland

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Kommentare: 1
  • #1

    Pilgrim (Dienstag, 05 März 2024 12:09)

    Vielen Dank!