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Glauben heißt nicht Hirn ausschalten

In „Glaube heißt nicht Hirn ausschalten“ lädt Melanie Schüer ihre Leser auf eine Entdeckungsreise rund um's Denken, Glauben und Zweifeln ein.

 

Wer ist die Autorin?

Melanie Schüer ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und hat Erziehungswissenschaft und Germanistik studiert. Sie schreibt Romane, Kinderbücher und Artikel für die Zeitschrift "family". Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.

 

Worum geht es in dem Buch?

Die Autorin möchte mit ihrem Buch einen Beitrag dazu leisten, „nicht flach“ zu denken und in „oberflächliches Gerede“ zu existentiellen Fragen einzustimmen, sondern sie will den Dingen auf den Grund gehen.

 

Der Leser wird hierfür mit in den Dialog des 15-jährigen Quinn mit seinem Onkel Matteo hineingenommen. In den Ferien gastierte Quinn dort und dabei galt es richtig harte Nüsse zu knacken und sich mit schwierigen Fragen zu beschäftigen.

 

In den acht Kapiteln geht Schüer nun an grundsätzliche Fragen, die junge Menschen beschäftigen als da wären: Kreationismus oder Evolution, Glaubwürdigkeit der Evangelien, die Frage nach den anderen Religionen und dem Klassiker: Wie kann Gott nur so viel Leid zulassen.

 

Wer sollte das Buch lesen?

Die Lektüre richtet sich vorrangig an ein jüngeres Lesepublikum zwischen 13 und 16 Jahren. Dies zeigt sich u. a. an den Formulierungen und auch an der Aufmachung. Allerdings sollte man im Glauben schon eher gefestigt sein, da man mit theologisch fragwürdigen Konzepten (Allversöhnungslehre, theistische Evolution, und Relativierung des Teufels) konfrontiert wird. 

 

Was gibt es Kritisches?

Der Autorin ist zugute zu halten, dass sie Sachverhalte und Probleme ausdifferenziert darstellen möchte. So zeigt sich in den „heißen Debatten“ auf, dass es Christen gibt, die sich mehr für eine wortwörtliche Auslegung der Bibel aussprechen, wohingegen es auch Christen gibt, die mehr die tiefere Botschaft als die Wörtlichkeit präferieren. So meint Schüer: „Die Bibel ist, was das Thema „Himmel und Hölle „angeht, nicht ganz einfach zu verstehen. Es gibt Stellen, die nach einer solchen Aufteilung klingen, aber auch andere, die Hoffnung machen, dass am Ende einmal alle bei Gott sein werden.“ Kritisch anzumerken ist, dass die Autorin der Figur – Onkel Matteo – die Allversöhungslehre zuschreibt, die von der Bibel her nicht gelehrt wird. „Matteo nickt: Genau. Zu dieser Idee der Allversöhnung gehört zum Beispiel auch die Vorstellung, dass nach dem Tod jeder Mensch sein Leben reflektieren und auch sehen und fühlen wird, was er falsch gemacht hat.“ Diesbezüglich wird Kolosser 1,19-20 aus dem Kontext gerissen und etwas in den Text hineingelegt, was anderen Bibelstellen klar widerspricht. So äußert Matteo: „Das klingt irgendwie ziemlich allumfassend, finde ich. Nicht so, als ob bestimmte Menschen draußen bleiben müssen.“ Das ganze revidiert die Autorin dann mit einem Zitat des Theologen Erich von Eicken: „Die allversöhnenden Worte der Schrift gehören dem geängstigten Gewissen zum Trost – die Stellen vom ewigen Verderben gelten gerade den stolzen und sicheren Geistern zur Warnung.“ Auch im Bereich der Schöpfungsdebatte geht Schüer den Weg des Kompromisses, um das Spannungsfeld der Debatte aufzuzeigen. Die Autorin tendiert aber zu folgender Sichtweise: „Der Glaube an Gott als Schöpfer UND der an Urknall und Evolution müssen sich nicht ausschließen.“ Es ist fraglich, ob jungen Menschen mit diesem „Angebot des Glaubens“ wirklich geholfen ist. Einerseits, weil die Bibel klare Antworten liefert – auch zu komplexen Themen – und andererseits, weil junge Menschen klare Antworten wünschen, an denen sie dann ihre Erfahrungen und Erkenntnisse prüfen und abgleichen können.

 

Was bleibt?

 

Glauben heißt nicht Hirn ausschalten ist ein weiterer Versuch, junge Menschen zum selbstständigen Denken anzuregen und sie mit Inhalten bekannt zu machen, die in heutigen Diskussionen oftmals ausgeblendet oder zu wenig Beachtung finden. Neben prägnanten Zitaten sind immer wieder auch Bibelworte in die Diskussion eingestreut. Zudem gibt es am Ende der Kapitel eine kompakte Zusammenfassung. Der „vermittelnde“ Ansatz hat dabei Stärken und Schwächen, wobei es wünschenswert wäre, die klaren Aussagen der Bibel deutlicher zu gewichten, denn es gibt keine „Uneindeutigkeit der Bibel“, vielmehr ist der Mensch wohl noch nicht zur klaren Lehre der Schrift durchgedrungen. Schlussendlich ermutigt die Lektüre zum Sprung in das „Abenteuer des Glaubens“ und motiviert, sein Vertrauen in Gott zu setzen und ihm eine Chance zu geben. „Trotzdem stieg mehr und mehr eine leise Ahnung in [Quinn] auf, dass er im Glauben vielleicht etwas finden könnte, das sein Leben immens bereichern und sogar richtig auf den Kopf stellen könnte …“


Das Buch: 

  • Schüer, M. (2023): Glauben heißt nicht Hirn ausschalten. Eine Entdeckungsreise rund um’s Denken, Glauben und Zweifeln, Gerth Medien, 130 Seiten, ISBN: 978-3-95734-953-8, Preis: 12,95€

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