Worte, die die Welt beherrschen

Wer außenpolitische Debatten verfolgt, begegnet ihnen ständig: Schlagworte wie „Zwei-Staaten-Lösung“, „regelbasierte Weltordnung“ oder „Eskalationsspirale“. Sie klingen bedeutungsschwer, suggerieren Klarheit – und bleiben doch oft vage. Genau hier setzt Jörg Lau an. Mit seinem Buch „Worte, die die Welt beherrschen“ legt der langjährige Außenpolitik-Chef der ZEIT ein aufschlussreiches, pointiertes Nachschlagewerk für das politische Vokabular der internationalen Bühne vor.

Wer ist der Autor?

Jörg Lau bringt für dieses Unterfangen eine beeindruckende journalistische Biografie mit: Vom Feuilleton der TAZ und ZEIT über Fellowships in den USA und Harvard bis hin zu seiner Tätigkeit als außenpolitischer Korrespondent mit Berichten aus Krisen- und Brennpunktregionen weltweit. Seine jahrzehntelange Erfahrung schlägt sich in der Treffsicherheit seiner Analysen und in seinem kritischen Blick auf den politischen Sprachgebrauch nieder.

Worum geht’?

Das Buch ist als eine Art außenpolitisches Wörterbuch aufgebaut. In 80 kompakten Artikeln analysiert Lau geläufige Begriffe und Phrasen aus Politik und Diplomatie. Dabei geht es ihm nicht nur um Begriffsklärung, sondern vor allem um Entlarvung: Was verschleiert eine Floskel? Wessen Interessen vertritt sie wirklich? So zeigt Lau beispielsweise, dass der Begriff „multipolare Welt“ oft eine freundliche Chiffre für autoritäre Gegenentwürfe zur liberalen Weltordnung ist – oder dass die vielzitierte „Eskalationsspirale“ nicht selten zur Entschuldigung für aggressive Außenpolitik missbraucht wird.

Wer sollte dieses Buch lesen?

Das Buch richtet sich an politisch Interessierte, Journalisten, Studierende und all jene, die in außenpolitischen Diskussionen nicht an der Oberfläche bleiben wollen. Es bietet einen hervorragenden Einstieg in das rhetorische Handwerkszeug der internationalen Politik – ohne selbst zum ideologischen Pamphlet zu werden.

Kritische Anmerkung

So fundiert die Inhalte sind, so schlicht ist die Gestaltung. Das Buch ist sehr textlastig – auflockernde Elemente wie Grafiken, Merkkästen oder thematische Übersichten sucht man vergeblich. Gerade bei einem so dichten Thema hätten visuelle Hilfen das Leseerlebnis deutlich verbessern können. Dennoch: Die einzelnen Artikel sind klar und knapp gehalten, was das Nachschlagen und Querlesen erleichtert.

Was bleibt?

Jörg Laus Buch ist ein aufklärerisches Projekt: Es übersetzt das Diplomatendeutsch in Klartext und macht sprachliche Nebelkerzen sichtbar. Wer das außenpolitische Geschehen nicht nur konsumieren, sondern durchschauen will, findet hier einen wertvollen Begleiter. „In diesem Buch will ich die Grundzüge der deutschen Außenpolitik vom Diplomatischen in Klartext übersetzen“ – dieses Ziel hat Jörg Lau auf erhellende Weise erreicht.