Warum fühle ich mich so?

Alison Cooks Buch Warum fühl ich mich jetzt so? bietet eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Rolle von Emotionen im Leben gläubiger Menschen.

 

Wer ist die Autorin?

Dr. Alison Cook ist seit vielen Jahren als Psychotherapeutin tätig. Als überzeugte Christin mit einem Doppelabschluss in Psychologie und Religion ist es ihr ein Herzensanliegen, psychologisches Handwerkszeug mit biblischen Weisheiten zu kombinieren. Sie hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Boston und Wyoming.

 

Worum geht’s?

Cook stellt ein dreistufiges Modell vor: "Der Weg zur Klarheit", "Ich sollte nicht so über mich denken" und "Ich sollte nicht so über andere denken". Dieses Modell soll Lesern helfen, schwierige Emotionen zu identifizieren, zu verstehen und konstruktiv zu nutzen. Dabei integriert sie Elemente aus der kognitiven Verhaltenstherapie und spirituellen Praktiken. Besonders hervorzuheben ist eine Methode, bei der Gefühle bewusst benannt und im Gebet reflektiert werden, um spirituelle Klarheit zu gewinnen.

 

Ein zentrales Thema des Buches ist die Auseinandersetzung mit spirituellem Bypassing – dem Versuch, emotionale Konflikte durch oberflächliche religiöse Floskeln zu umgehen. Cook ermutigt dazu, auch schwierige Gefühle wie Zweifel oder Wut als Teil des Glaubenslebens anzuerkennen und mit Gott zu besprechen. Sie betont, dass authentischer Glaube Raum für Ambivalenz und emotionale Komplexität bietet.

 

Wer ist angesprochen?

Das Buch richtet sich vor allem an gläubige Christen, die ihre emotionale Gesundheit im Einklang mit ihrem Glauben stärken möchten. Für Leser ohne religiösen Hintergrund oder mit anderen Glaubensrichtungen könnte der starke christliche Fokus jedoch weniger ansprechend sein.

 

Was gibt es Kritisches?

Die Autorin legt den Fokus stark auf die Bedeutung von Gefühlen als Wegweiser zur inneren Wahrheit. Aus evangelikaler Sicht wirft dies jedoch grundlegende Fragen auf: Gefühle gelten in der Bibel nicht als zuverlässige Quelle für Wahrheit, sondern müssen im Licht der Schrift geprüft werden (vgl. Jeremia 17,9; Römer 12,2). Die emotionale Selbstreflexion, die Cook vorschlägt, steht somit in Spannung zur biblischen Aufforderung zur Buße und Erneuerung durch das Wort Gottes. Problematisch ist auch, dass Sünde kaum als zentrale geistliche Realität thematisiert wird. Statt klarer Umkehr und Vergebung stehen therapeutische Begriffe wie „Verletzungen“ oder „innere Anteile“ im Vordergrund. Auch das Evangelium – die rettende und erneuernde Kraft Christi – tritt zugunsten psychologischer Selbstfürsorge in den Hintergrund. Begriffe wie „Selbstmitgefühl“ oder „Selbstfürsorge“ klingen zwar wohltuend, bergen aber die Gefahr, das biblische Verständnis von Identität in Christus zu verwässern.

 

Was bleibt?

Warum fühl ich mich jetzt so?  ist ein einfühlsames und praxisnahes Werk, das die Integration von Emotionen und Glauben fördert. Insgesamt erscheint Cooks Ansatz stärker therapeutisch als theologisch fundiert, was bei evangelikalen Lesern kritische Rückfragen provozieren dürfte.


Das Buch:

  • Cook, A. (2025): Warum fühle ich mich jetzt so? Wieso deine Gefühle wichtig sind, worauf sie hindeuten und welches Potenzial sie bieten, Francke Verlag, 233 Seiten, ISBN: 978-3-96362-448-3, Preis: 16,00 €

erhältst du hier